
Nagelmann kündigt Aufarbeitung an - Sorge um WM-Qualifikation

Julian Nagelsmann hat eine schonungslose Aufarbeitung der historischen Blamage von Bratislava angekündigt. "Ich zerlege jetzt hier nix und niemandem im Fernsehen, das mache ich intern, da haben wir genug zu besprechen", sagte der aufgebrachte Bundestrainer nach dem 0:2 (0:1) zum Start in die WM-Qualifikation gegen die Slowakei. Dennoch ging im Anschluss an den herben Rückschlag bei Nagelsmann, aber auch bei den Spielern und Experten die Sorge um, Deutschland könne sogar die WM verpassen.
"Wenn wir so auftreten wie heute, wird das sicherlich nix mit der Qualifikation. Jeder muss spüren, was auf dem Spiel steht", sagte Kapitän Joshua Kimmich. Dem schloss sich ARD-Experte und Ex-Weltmeister Bastian Schweinsteiger an. "Für mich war das keine deutsche Nationalmannschaft. Wenn wir so spielen, dann kannst du es vergessen. Wir stehen mit dem Rücken zur Wand", sagte er.
Nagelsmann bestätigte dies kurz und knapp: "Absolut", sagte der Bundestrainer, der sich in Rage redete. Schließlich qualifiziert sich nur der Erste der Vierergruppe A für das Mammutturnier in den USA, Kanada und Mexiko. Für Deutschland war es die erste Auswärts-Niederlage überhaupt in einer WM-Qualifikation.
"Wenn wir mal bei ganz einfachen Dingen, bei der Emotionalität anfangen, war der Gegner uns einfach meilenweit von der ersten bis zur letzten Minute überlegen, das ist Fakt", schimpfte der 38-Jährige: "Wenn wir diese Emotionalität nicht hinkriegen, dann kann man das Buch zumachen, weil dann spielt Qualität keine Rolle."
In seinem Kader hätten am Donnerstag "vermeintlich" bis auf einige Ausfälle Deutschlands beste Spieler gestanden. "Aber vielleicht müssen wir dann tatsächlich weniger auf Qualität setzen, sondern auf Spieler, die einfach nur alles reinwerfen, weil das hätte heute zu besseren Ergebnissen geführt, als wenn die besten Spieler spielen", sagte Nagelsmann, der mit dem DFB-Team im zweiten Qualispiel am Sonntag (20.45 Uhr/ARD) in Köln gegen Nordirland mächtig unter Druck steht.
Er habe "schon Vertrauen in die Mannschaft, aber es muss einfach jeder begreifen, dass wir so ein Spiel angehen müssen - auch wenn es total dumm klingt - wie ein Champions-League-Halbfinale", forderte der Bundestrainer: "Wir haben jetzt noch fünf Spiele, die müssen wir alle gewinnen - und zwar deutlich. Sonst spielen wir nur Play-offs. Wenn wir das wollen, dann müssen wir so auftreten."
A. Ribeiro--JDB