Riesige Übernahme geplant: Netflix will Warner Bros Discovery kaufen
In den USA bahnt sich die größte Firmenübernahme im Medien- und Filmgeschäft jemals an: Der Streamingdienst Netflix steht vor der Übernahme des Film- und Medienkonzerns Warner Bros Discovery. Das Geschäft sei von beiden Vorständen einstimmig genehmigt worden und soll in den kommenden zwölf bis 18 Monaten abgeschlossen werden, erkärten die beiden Unternehmen am Freitag. Experten erwarten allerdings, dass die Kartellbehörden nicht nur in den USA die geplante Übernahme sehr genau prüfen werden.
Netflix ist der weltweit größte Streaminganbieter und hat in den vergangenen Jahren massiv in eigene Produktionen investiert. Unter den größten Netflix-Hits finden sich vor allem Serien wie "Stranger Things", "Squid Game" oder "The Witcher". Zu Warner Bros Discovery gehören neben den berühmten Filmstudios auch der Streamingdienst HBO und der Nachrichtensender CNN.
"Gemeinsam können wir dem Publikum mehr von dem bieten, was es liebt, und dabei helfen, das nächste Jahrhundert des Geschichtenerzählens zu gestalten", erklärte Netflix-Ko-Chef Ted Sarandos. "Die heutige Ankündigung vereint zwei der weltweit größten Unternehmen im Bereich Storytelling", erklärte Warner-Bros-Chef David Zaslav.
Im Rahmen der geplanten Übernahme wurde Warner Bros Discovery mit 27,75 Dollar pro Aktie bewertet, was einem Gesamtkapitalwert von etwa 72,0 Milliarden Dollar und einem Unternehmenswert - einschließlich Schulden - von etwa 82,7 Milliarden Dollar entspricht. Die Aktie des Konzerns notierte am Donnerstag zum Börsenschluss an der Wallstreet bei 24,54 Dollar.
Damit wäre die Übernahme das größte Geschäft in dem Sektor. Den Rekord hielt bislang Disney mit seiner Übernahme von Fox im Jahr 2019 für 71 Milliarden Dollar.
Medien hatten zuvor berichtet, Netflix gehöre zu einer Gruppe von Unternehmen, die Angebote für die Übernahme von Warner Bros abgegeben hätten. Der Medienkonzern hatte ursprünglich eine Aufspaltung anvisiert: Ein Unternehmen für Streaming sowie die Film- und Serienproduktion und eines für klassisches Fernsehen. Als dann im Oktober mehrere Übernahmeangebote eintrudelten, wurden die Aufspaltungspläne jedoch beiseitegelegt.
"Netflix strebt die Vorherrschaft in Hollywood an", sagte Kathleen Brooks, Forschungsdirektorin bei XTB, einem Handels- und Investmentunternehmen. Die Analystin warnte vor einer Reihe potenzieller Probleme im Zusammenhang, darunter die Befürchtung eines Netflix-Monopols in der Fernseh- und Filmindustrie. Auch stelle sich die Frage nach der Unternehmensführung dieses neuen Riesenkonzerns.
Führende Hollywood-Vertreter sehen eine mögliche Übernahme von Warner Bros kritisch, da sie befürchten, dass Netflix das Kinogeschäft künftiger Produktionen weitgehend einschränken würde. Der Star-Regisseur James Cameron, sagte kürzlich im Podcast "The Town", eine Übernahme von Warner Bros durch Netflix wäre "eine Katastrophe".
H. de Araujo--JDB