
Industrieproduktion im August stark rückläufig

Die Industrieproduktion in Deutschland ist im August stark zurückgegangen. Im Vergleich zum Vormonat sank sie saison- und kalenderbereinigt um 5,6 Prozent, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Mittwoch mitteilte. Besonders die Autohersteller produzierten demnach weniger.
In der Autoindustrie betrug das Minus 18,5 Prozent. "Der deutliche Rückgang dürfte unter anderem auf Werksferien in Kombination mit Produktionsumstellungen zurückzuführen sein", erklärten die Statistiker. Auch der Rückgang im ebenfalls bedeutsamen Maschinenbau um 6,2 Prozent beeinflussten Gesamtergebnis demnach wesentlich. Hinzu kam ein Produktionsminus von 10,3 Prozent in der Pharmaindustrie und von 6,1 Prozent bei der Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen.
Die Produktion im gesamten Produzierenden Gewerbe, wozu neben der Industrie noch die Energiewirtschaft und das Baugewerbe zählt, ging im August um 4,3 Prozent zurück. Im weniger volatilen Dreimonatsvergleich ging die Produktion um 1,3 Prozent zurück. Die Energieerzeugung sank dem Statistikamt zufolge im August um 0,5 Prozent, während die Bauproduktion um 0,6 Prozent zulegte.
Auch das Bundeswirtschaftsministerium verwies auf die Lage der Werksferien in der Autoindustrie als wichtigen Grund für den Produktionsrückgang. "Hoffen wir, dass das wahr ist", kommentierte dies der ING-Analyst Carsten Brzeski. "Auch wenn hier einige einmalige Faktoren eine Rolle spielen könnten, befürchten wir, dass der starke Rückgang der Industrieproduktion vor allem das Ende des Frontloading in den USA widerspiegelt."
Im Zuge der Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump waren die Exporte in die USA zunächst stark gestiegen, weil die dortigen Unternehmen vor der Einführung von Zöllen ihre Lager füllen wollten. Es sehe nun zunehmend so aus, als wären die positiven wirtschaftlichen Entwicklungen nach der Bundestagswahl vor allem darauf zurückzuführen, erklärte Brzeski.
"Der heute vermeldete Rückgang der Produktion sieht dramatisch aus, bei genauerer Betrachtung aber weniger katastrophal als die blanken Zahlen vermuten lassen", erklärte hingegen Sebastian Dullien, wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung. "Der Rückgang im August folgt auf einen sehr kräftigen Anstieg im Juli und sollte nicht als Trend interpretiert werden."
"Man kann aber auch nicht wegreden: Der Industrie geht es schlecht und die Probleme werden noch eine Zeit anhalten", erklärte Dullien weiter. Das Bundeswirtschaftsministerium sprach von "hohen geo- und handelspolitischen Unsicherheiten", vor allem wegen der US-Handelspolitik. "Insgesamt deuten die Frühindikatoren am aktuellen Rand auf eine noch schwache Konjunkturentwicklung im dritten Quartal 2025 hin."
G. Pires--JDB