
Verordnungen weiter rückläufig: Junge Frauen verzichten häufiger auf die Pille

Junge Frauen in Deutschland verzichten häufiger auf die Pille als Verhütungsmittel. Im vergangenen Jahr ließen sich nur noch 22 Prozent der unter 22-jährigen Frauen und Mädchen und damit knapp jede Fünfte die Pille zur Empfängnisverhütung verschreiben, wie eine am Montag in Berlin veröffentlichte Analyse der Krankenkasse AOK zeigt. Zehn Jahre zuvor, im Jahr 2015, lag dieser Anteil noch bei 43 Prozent.
Der Trend zu risikoärmeren Präparaten stoppte zugleich. Der Anteil von Präparaten mit einem niedrigeren Risiko für tiefe Beinvenenthrombosen und Embolien an den Verordnungen lag im Jahr 2024 mit 48 Prozent um einen Prozentpunkt niedriger als im Vorjahr. Umgekehrt erhöhte sich der Verordnungsanteil der risikoreicheren Präparate im Vergleich zum Vorjahr um einen Prozentpunkt auf 48 Prozent.
Nach wie vor liegt der Anteil der risikoreicheren Präparate aber auf einem viel niedrigeren Niveau als vor zehn Jahren mit damals 63 Prozent. Zu den schwerwiegendsten möglichen Komplikationen bei der Pilleneinnahme gehören Thrombosen und Lungenembolien. Als risikoärmer gelten kombinierte Pillen unter anderem mit dem Gestagen Levonorgestrel.
Für gesetzlich Versicherte unter 22 Jahren übernimmt die Krankenkasse die Kosten für verschreibungspflichtige Verhütungsmittel, so dass sich der Trend anhand der Verordnungsdaten gut dokumentieren lässt. Neben der Pille zählen dazu auch Spirale, Vaginalring und Hormonpflaster.
AOK-Expertin Eike Eymers nennt eine bessere Aufklärung zu Risiken und Nebenwirkungen von hormoneller Verhütung als einen Grund für die seit Jahren rückläufigen Pillenverordnungen. "Junge Frauen informieren sich proaktiver und genauer", erklärte Eymers. "Das führt zu einer kritischeren Einstellung gegenüber der Einnahme von Hormonen und zu einer bewussteren Entscheidung für risikoärmere Präparate."
Zudem sei Verhütung nicht mehr allein Frauensache. So werde das Kondom gerade bei jungen Menschen als zweithäufigste Methode zur Empfängnisverhütung genutzt. Auch machten junge Menschen heute häufig erst später sexuelle Erfahrungen als noch vor zehn oder 20 Jahren.
H. de Araujo--JDB