Epstein-Skandal: Trump nennt enttäuschte Anhänger "dumm" und "Schwächlinge"
In der Affäre um den Sexualstraftäter Jeffrey Epstein hat US-Präsident Donald Trump hart gegen enttäuschte Anhänger ausgeteilt, die sich von seiner Regierung Aufklärung erhofft hatten. Sie seien "Schwächlinge" und fielen auf "Täuschungen" herein, schrieb Trump am Mittwoch in seinem Onlinedienst Truth Social. Der Fall Epstein sei ein "Betrug" - "und meine ehemaligen Unterstützer haben sich diesen Mist ("bullshit") komplett zu eigen gemacht", schimpfte der Präsident.
Bei einem Auftritt im Weißen Haus legte Trump nach. Einige "dumme" und "törichte Republikaner" gingen der Demokratischen Partei in die Falle und erledigten so die Arbeit der Opposition, empörte sich der Präsident.
Auf Online-Plattformen häufen sich seit Tagen kritische Kommentare von Trump-Anhängern. Sie werfen der Regierung vor, nicht wie versprochen Licht in den Skandal um den US-Milliardär Epstein gebracht zu haben, der 2019 erhängt in seiner Gefängniszelle in Manhattan aufgefunden wurde. Dem Investmentbanker war vorgeworfen worden, zahlreiche Mädchen und junge Frauen missbraucht und Prominenten zugeführt zu haben.
Trumps Justizministerin Pam Bondi hatte im Februar in einem Interview den Eindruck erweckt, es gebe eine Liste prominenter Kunden Epsteins und diese werde bald veröffentlicht. Anfang Juli jedoch bestritten Bondi und FBI-Chef Kash Patel plötzlich die Existenz einer solchen Liste.
Zudem bekräftigte Bondi in ihrem Memo von Anfang Juli, Epstein habe Suizid begangen. Einige Verschwörungstheoretiker in Trumps Maga-Lager (Make America Great Again, Macht Amerika wieder großartig) glauben dagegen, Epstein sei ermordet worden, um ihn zum Schweigen zu bringen.
Vor allem gegen die Justizministerin gibt es in der Affäre massive Rücktrittsforderungen. Allerdings nährt Trumps vehemente Reaktion Spekulationen, er könnte selbst auf einer Kundenliste Epsteins stehen. In früher veröffentlichten Dokumenten war Trumps Name aufgetaucht, ein Fehlverhalten wurde ihm jedoch nicht zur Last gelegt.
Trump hatte Epstein 2002 als "tollen Typen" bezeichnet und gesagt, dieser möge "schöne Frauen genauso wie ich, und viele von ihnen sind auf der jüngeren Seite". Zu dieser Zeit war Epstein noch Trumps Nachbar in Palm Beach in Florida.
In Trumps Republikanischer Partei gibt es wachsende Sorge über die Revolte. Der Mehrheitsführer der Partei im Repräsentantenhaus, Mike Johnson, hatte am Dienstag "Transparenz" in der Affäre verlangt, um die Anhänger zu beruhigen.
Im kommenden Jahr stehen die wichtigen Zwischenwahlen zum Kongress an. Dort haben die Republikaner in beiden Kammern nur knappe Mehrheiten. Der frühere Präsidentenberater Steve Bannon warnte vor einigen Tagen bereits, der Epstein-Skandal könnte die Republikaner zehn Prozent der Stimmen kosten.
Auch andere Trump-Unterstützer meldeten sich zu Wort. Trumps früherer Sicherheitsberater Mike Flynn schrieb in einem langen Beitrag auf X, der Fall Epstein sei mitnichten eine "Täuschung", wie vom Präsidenten unterstellt. Vielmehr gehe es um Verbrechen an Kindern. Er rief den Präsidenten auf, "ein Mindestmaß an Vertrauen zwischen unserer Bundesregierung und den Menschen wiederherzustellen, denen sie dienen soll".
Der Epstein-Skandal ist der bisher größte Aufruhr gegen Trump seit Beginn seiner zweiten Amtszeit vor knapp sechs Monaten. Zuletzt hatte es im Maga-Lager rumort, als der Präsident einen geschenkten Luxusflieger aus Katar akzeptierte und als über einen längeren US-Einsatz gegen den Iran spekuliert wurde. In beiden Fällen kehrte aber rasch wieder Ruhe ein.
O. Henrique--JDB