
Russland meldet erstmals Einnahme von Dorf im zentralukrainischen Dnipropetrowsk

Die russische Armee hat nach eigenen Angaben erstmals seit Kriegsbeginn ein Dorf in der zentralukrainischen Region Dnipropetrowsk eingenommen. Die Ortschaft Datschnoje sei "befreit" worden, erklärte die Armee am Montag. Russland und die Ukraine überzogen sich derweil erneut mit gegenseitigen Drohnenangriffen. In der Ukraine wurden dabei nach Behördenangaben vier Menschen getötet.
Die russische Armee veröffentlichte ein Video, das ihre Soldaten in Datschnoje rund 70 Kilometer westlich der russisch kontrollierten Großstadt Donezk zeigen soll. Die Angaben beider Seiten über Geländegewinne können von unabhängiger Seite kaum überprüft werden. Noch am Sonntag hatte eine ukrainische Einheit erklärt, Datschnoje weiter "unter Kontrolle" zu haben. Der ukrainische Generalstab erklärte am Montag lediglich, die eigenen Truppen hätten am Vortag russische Angriffe "im Umkreis" von Datschnoje zurückgeschlagen.
Die russische Armee hatte zuletzt intensiv versucht, das erste Mal seit Kriegsbeginn im Februar 2022 in Dnipropetrowsk Fuß zu fassen. Die Region im Zentrum der Ukraine ist ein wichtiges Bergbau- und Industriezentrum. Ein weiteres Vordringen der russischen Armee in der Region könnte Kiew vor logistische und wirtschaftliche Probleme stellen. Die ukrainische Regierung hat bislang jegliche Geländegewinne der russischen Armee in Region bestritten.
Vor Beginn der russischen Offensive im Februar 2022 lebten rund drei Millionen Menschen in der Region, davon etwa eine Million in der Regionalhauptstadt Dnipro, die regelmäßig Ziel tödlicher russischer Drohnen- und Raketenangriffe ist. Dnipropetrowsk gehört nicht zu den fünf von Moskau für annektiert erklärten ukrainischen Regionen, dies sind Donezk, Cherson, Luhansk, Saporischschja und die Halbinsel Krim.
Die russische Armee überzog die Ukraine nach Angaben der ukrainischen Armee in der Nacht zum Montag zudem erneut mit Luftangriffen. Dabei wurden demnach vier Menschen getötet. Moskau habe in der Nacht insgesamt 101 Drohnen und vier Raketen auf die Ukraine abgefeuert, erklärte die ukrainische Luftwaffe. 75 der Drohnen seien abgefangen worden.
Bei den russischen Luftangriffen am Montagmorgen wurden nach Angaben der ukrainischen Armee zudem zwei Rekrutierungszentren getroffen, es gab mehrere Verletzte. "Diese Luftangriffe sind Teil einer umfassenden feindlichen Operation mit dem Ziel, die Mobilisierung in der Ukraine zu stören", hieß es aus Kiew. In der vergangenen Woche habe Russland bereits Rekrutierungszentren in mehreren Städten angegriffen.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj rief die Verbündeten des Landes nach den Luftangriffen auf, mehr Luftverteidigungssysteme zu liefern. Die Ukraine zähle auf die zugesagte Unterstützung ihrer Partner. "Luftverteidigung bleibt die höchste Priorität, um Leben zu schützen", schrieb Selenskyj in Onlinenetzwerken.
Präsidialamtschef Andrij Jermak forderte die westlichen Partner zudem auf, härtere Sanktionen gegen Russland zu beschließen, um zu verhindern, dass Moskau weiterhin Waffenteile aus dem Ausland kauft. "Der Westen muss verstehen: Durch Russlands wachsende Waffenproduktion rückt der Tag näher, an dem sie (die Waffen) nicht nur gegen die Ukraine genutzt werden", schrieb Jermak in Onlinenetzwerken.
Russland meldete derweil neue ukrainische Drohnenangriffe. 91 Drohnen seien in der Nacht zum Montag abgefangen worden, davon acht in der Region um Moskau und 20 in der an die Ukraine grenzenden Region Belgorod, teilte das russische Verteidigungsministerium mit.
G. Pires--JDB