
Regierungskoalition in Chile nominiert Kommunistin als Präsidentschaftskandidatin

Bei den Präsidentschaftsvorwahlen des regierenden Linksbündnisses in Chile hat sich die frühere Arbeitsministerin Jeannette Jara von der Kommunistischen Partei mit deutlichem Vorsprung gegen ihre Konkurrenten durchgesetzt. Nach Angaben der Wahlbehörde entfielen auf die 51-jährige Juristin nach Auszählung fast aller Stimmen 60 Prozent der Stimmen. Erstmals in der Geschichte des Landes schickt damit ein Bündnis ein Mitglied der Kommunistischen Partei für das Präsidentenamt ins Rennen.
Die Vorwahlen zu der im Herbst stattfinden Präsidentschaftswahl standen sowohl den Mitgliedern der regierenden Linkskoalition von Präsident Gabriel Boric als auch anderen Wählern offen. Die Wahlbeteiligung war aber gering: Von den 15 Millionen Wahlberechtigten gaben nur knapp über 1,3 Millionen ihre Stimme ab.
Die Amtszeit des seit 2022 regierenden Boric endet 2026. Der 39-jährige Linkspolitiker kann nicht zur Wiederwahl antreten, da ihm verfassungsmäßig eine zweite Amtszeit in Folge verwehrt ist.
Jara, eine erfahrene Juristin, hat sich als Arbeitsministerin unter Boric vor allem mit zwei wichtigen Reformen einen Namen gemacht: der Verkürzung der Wochenarbeitszeit auf 40 Stunden und der Rentenreform.
Die erste Runde der Präsidentschaftswahl ist für den 16. November geplant. Erhält dabei kein Kandidat die erforderliche Mehrheit, treten die beiden Bestplatzierten am 14. Dezember in einer Stichwahl gegeneinander an.
Für Vorwahlen hatte sich nur die Regierungskoalition entschieden, die anderen politischen Parteien bestimmten ihre Kandidaten intern. Die Kandidaten der anderen politischen Lager stehen noch nicht fest, es wird aber erwartet, dass Jara bei der Präsidentschaftswahl gegen den ultrakonservativen José António Kast und die rechtsgerichtete Abgeordnete Evelyn Matthei antritt.
M. dos Santos--JDB