
Europa erinnert an Kriegsende vor 80 Jahren - Moskau bereitet sich auf Siegesparade vor

Gedenkstunden, Gottesdienste und Kranzniederlegungen: In Europa ist am Donnerstag an das Ende des Zweiten Weltkriegs vor 80 Jahren erinnert worden. In London gedachten der britische König Charles III. und seine Frau Camilla zusammen mit Veteranen des Kriegsendes. Bei der zentralen Feier im Bundestag übte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier scharfe Kritik an Russland. Die Ukraine warf Russland derweil vor, die anlässlich der für Freitag geplanten Militärparade in Moskau einseitig vom Kreml ausgerufene Waffenruhe zu missachten.
Der Gedenkgottesdienst in der Westminster Abbey in London begann mit zwei Schweigeminuten, mit denen landesweit an die Opfer des Krieges erinnert wurde. Neben König Charles III. und seiner Frau Camilla nahmen auch Kronprinz William, seine Frau Kate sowie Regierungschef Keir Starmer und mehrere Veteranen daran teil.
Der Ururenkel des früheren Premierministers Winston Churchill, der Großbritannien durch den Zweiten Weltkrieg führte, entzündete während der Messe eine Kerze des Friedens. König Charles legte vor der Kirche einen Kranz mit der handschriftlich verfassten Botschaft "Wir werden niemals vergessen" nieder. Für den Abend war auf einem Paradeplatz im Londoner Regierungsviertel ein Konzert mit tausenden Besuchern geplant. Die Pubs in Großbritannien dürfen an diesem Gedenktag zwei Stunden länger als üblich öffnen.
In Berlin begannen die Feierlichkeiten mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche. Anschließend legten Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) einen Kranz in der Neuen Wache nieder. Während einer Gedenkstunde im Bundestag bedankte sich Steinmeier bei "Amerikanern, Briten, Franzosen und all denen, die mit ihnen den Kampf gegen den nationalsozialistischen Terror führten". Auch den Beitrag der Roten Armee zur Befreiung Deutschlands würdigte er.
Der heutigen russischen Führung warf der Bundespräsident jedoch "Geschichtslügen" vor, indem sie den Krieg gegen die Ukraine zur "Fortsetzung des Kampfes gegen den Faschismus" deklariere.
Auch in Österreich wurde mit einem Festakt an das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa erinnert. Bundeskanzler Christian Stocker betonte dabei die historische Verantwortung Österreichs. Angesichts der Zunahme des Antisemitismus müsse das Bekenntnis "Nie wieder" mehr als sein als eine Floskel, sagte er nach Angaben der Nachrichtenagentur APA.
In Paris wollte Präsident Emmanuel Macron des Kriegsendes am frühen Abend mit einer Zeremonie am Grabmal des Unbekannten Soldaten unter dem Triumphbogen gedenken. Dabei sollte auch ein Militärorchester mit Musikern aus zahlreichen Ländern, darunter auch Deutschland, auftreten.
In Westeuropa ist der 8. Mai der zentrale Gedenktag, an dem an die bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg gegenüber den Streitkräften der westlichen Alliierten und der Sowjetunion erinnert wird. Ein entsprechendes Dokument war am 7. Mai 1945 im Hauptquartier der Alliierten in der französischen Stadt Reims unterzeichnet worden. Am 8. Mai 1945 um 23.01 Uhr trat die Kapitulation dann in Kraft, weshalb dieser Tag im Westen als Tag des Kriegsendes in Europa gilt.
Wegen der Zeitverschiebung begeht Russland den Jahrestag des Kriegsendes am 9. Mai. Er wird als "Tag des Sieges" über Nazi-Deutschland traditionell mit einer großen Militärparade auf dem Roten Platz gefeiert, die wie in den Vorjahren von Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine überschattet wird. Als Gäste werden neben Chinas Präsident Xi Jinping mehr als 20 weitere ausländische Staats- und Regierungschefs in der russischen Hauptstadt erwartet.
Als einziger Vertreter eines EU-Staates will der rechtsnationalistische slowakische Ministerpräsident Robert Fico an den Feierlichkeiten in Moskau teilnehmen, der sich damit über Warnungen aus Brüssel hinwegsetzt.
Putin hatte anlässlich der Feierlichkeiten zum Weltkriegsende einseitig eine dreitägige Waffenruhe angeordnet, die um Mitternacht in der Nacht zum Donnerstag in Kraft trat. Kiew warf Russland jedoch vor, die Feuerpause bis zum Mittag bereits hunderte Mal missachtet und "an der gesamten Front" angegriffen zu haben. Die russische Armee erklärte, sie "antworte" lediglich auf ukrainische Angriffe.
Die Ukraine hatte der von Putin verkündeten Waffenruhe nicht zugestimmt und diese als politisches Manöver bezeichnet. Kiew fordert stattdessen eine 30-tägige Feuerpause.
In den vergangenen Tagen hatte Russland nach eigenen Angaben zahlreiche ukrainische Drohnen abgefangen. Die Angriffe führten zu erheblichen Störungen im russischen Flugverkehr. Der Kreml hatte am Mittwoch versichert, dass "alle notwendigen Maßnahmen" ergriffen würden, um die Feierlichkeiten in Moskau abzusichern.
L. Dias--JDB