
Trauer und Wut nach Anschlag vor Synagoge in Manchester: Ein Opfer starb durch Polizeischüsse

Nach dem Anschlag vor einer Synagoge im britischen Manchester, bei dem eines der Opfer offenbar versehentlich von der Polizei erschossen wurde, mischt sich Wut in die Trauer. Bei einer Mahnwache für die insgesamt zwei Todesopfer wurde am Freitag Vize-Premier David Lammy ausgebuht, Anwesende riefen "Schande über Sie" und "Sie haben Blut an den Händen".
Bei dem Angriff waren am Donnerstag, am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur, vor der Synagoge Heaton Park im Stadtteil Crumpsall zwei Menschen getötet und drei weitere schwer verletzt worden. Die britischen Behörden stuften den von einem 35-Jährigen verübten Angriff als "terroristisch" ein.
Die Polizei musste am Freitag einräumen, dass eines der Todesopfer offenbar durch einen Schuss aus einer Polizeiwaffe starb. Der Polizeipräsident von Manchester, Stephen Watson, sagte am Freitag, ersten gerichtsmedizinischen Erkenntnissen zufolge sei der 53-jährige Adrian Daulby an einer Schusswaffenverletzung verstorben. Da der Täter mutmaßliche keine Schusswaffe mit sich getragen habe, gehe die Polizei davon aus, dass der tödliche Schuss aus einer Polizeiwaffe abgefeuert worden sei. Der Polizeichef sprach von einem "tragischen" Vorfall.
Ein weiterer Menschen wurde vermutlich durch eine Kugel aus einer Polizeiwaffe verletzt, wie Watson weiter sagte. Die Verletzung sei nicht lebensgefährlich. Die zwei von Schüssen getroffenen Opfer hätten dicht hinter der Tür der Synagoge beieinander gestanden, sagte der Polizeichef. Daulbys Familie zufolge wollte der Getötete den Angreifer daran hindern, sich Zugang zur Synagoge zu verschaffen. Die Vorfälle werden untersucht.
Der Angreifer - ein britischer Staatsbürger syrischer Herkunft - war nach Angaben der Polizei gegen 9.30 Uhr (Ortszeit, 10.30 Uhr MESZ) mit einem Wagen direkt ein Menschengruppe gerast. Anschließend stieg der 35-Jährige aus dem Auto aus und stach laut Augenzeugenberichten mit einem Messer um sich.
Polizisten erschossen den Täter etwa sieben Minuten, nachdem erstmals Alarm geschlagen worden war. Neben Daulby wurde der 66-jährige Wachmann Melvin Cravitz bei dem Anschlag getötet.
Premierminister Keir Starmer besuchte am Freitag in Begleitung seiner Ehefrau Victoria, die jüdisch ist, den Tatort in Manchester. Die beiden schüttelten Einsatzkräften die Hand. Starmer hatte nach der Tat verkündet, "alles in meiner Macht stehende" zu tun, um Jüdinnen und Juden in Großbritannien zu schützen. Die Sicherheitsmaßnahmen wurden rund um die Synagogen in ganz Großbritannien verschärft.
Bei dem Täter handelte es sich nach Angaben der Beamten um einen britischen Staatsbürger mit syrischen Wurzeln namens Jihad al-S. Er sei als Kind nach Großbritannien eingewandert und habe im Jahr 2006 die britische Staatsbürgerschaft angenommen. Der britische Sender ITV beschrieb S. als alleinstehenden und einsamen Mann. Britischen Medien zufolge war er in einem Vergewaltigungsverfahren auf Bewährung freigelassen worden.
Zum Zeitpunkt des Anschlags war die Synagoge wegen des Feiertags Jom Kippur bis auf den letzten Platz besetzt. Der britische König Charles III. reagierte "schockiert" auf den Anschlag. Nach dem Angriff wurden drei Menschen festgenommen, zwei Männer und eine Frau.
E. da Cruz--JDB